Kommen wir heute zu einem vermeintlichen Turnaround-Kandidaten aus der 1. Reihe der DAX-Unternehmen: die Bayer AG.
Eigentlich ist Bayers Geschäftsmodell aufgrund seiner Integration in verschiedenen Life-Science-Bereichen – Pharmazeutika, Verbrauchergesundheit und Pflanzenwissenschaften – einzigartig. Diese Integration ermöglicht einen ganzheitlichen Innovationsansatz, der sektorübergreifende Synergien nutzt. Zum Beispiel profitiert ihre pharmazeutische Forschung von biotechnologischen Fortschritten in ihrer Pflanzenwissenschaftsdivision, was sie zur Pionierarbeit bei der Entwicklung von Biopharmazeutika befähigt. Darüber hinaus erweiterte die Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 erheblich ihre landwirtschaftliche Abteilung und machte sie zu einem der führenden Unternehmen in genetisch veränderten Kulturen und digitalen Landwirtschaftstechnologien.
Aber genau in der letzten Transaktion liegt der Knackpunkt. Bereits zum Zeitpunkt des Kaufs von Monsanto gab es Vorwürfe über das Geschäftsgebaren und Bedenken zu den möglichen Gesundheitsschäden des Einsatzes von Herbiziden zuhauf.
Der Preis für Monsanto war mit ca. USD 63 Mrd. einer der höchsten überhaupt, die zum damaligen Zeitpunkt für eine Akquisition bezahlt wurden. Und es war absehbar, dass es zu Rechtstreitigkeiten über die Folgen des flächendeckenden Einsatzes des Herbizids Roundup kommen könnte.
Wie sich anschließend recht zeitnah herausgestellt hat, war somit nicht nur der Kaufpreis zu hoch, sondern es haben sich auch die latenten Risiken materialisiert, die zu den gefürchtet hohen Schadenersatzzahlungen in den USA geführt haben. Und leider ist ein Ende der ganzen Malaise noch nicht in Sicht. Es erscheint geradezu dubios, dass der damalige Vorstand für diese Transaktion in der darauffolgenden Hauptversammlung entlastet wurde, hat es doch einen ehemaligen deutschen Champion zum dauerhaften Spielball der US-amerikanischen Interessen gemacht und finanziell ausbluten lassen.
Die Aktie sieht nach einer längeren Talfahrt, die den Kurs von EUR 140,- vor neun Jahren auf aktuell ca. EUR 26,- heruntergeführt hat, recht preiswert aus. Dies wird auch durch das für 2024 geschätzte KGV von 11 unterfüttert. Aber manchmal ist preiswert vielleicht einfach nur billig und in diesem Sinne qualitativ nicht gut, weshalb wir uns hier immer noch zurückhalten würden. Auch die Ertragsschätzungen der Analysten für die nächsten beiden Jahre mahnen zur Vorsicht.
(Rainer Lemm, Assella GmbH)
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